Im Ausland setzten deutsche Urlauber am liebsten auf Bargeld.
Die Deutschen sind neben den US-Bürgern “Weltmeister”, wenn es ums Verreisen geht. Rund 82,6 Milliarden Mark
gaben sie 1998 für Ferien im Ausland aus. Im Urlaub zahlen die Deutschen am liebsten bar und in der eigenen
Währung: Rund 29 Milliarden D-Mark. Doch wer nur auf Bargeld setzt, lebt gefährlich. ZDF.MSNBC hat Experten
gefragt, wie man im Ausland am sichersten zahlt.
Das Eis am Strand, der Ausflug ins Landesinnere, das Souvenir für den Nachbarn: Urlaub kostet Geld, soviel
steht fest. Wie der Urlauber aber am sichersten und günstigsten zahlt, richtet sich nach Ferienziel und Urlaubsart.
In den "schönsten Wochen des Jahres" können Auslandsurlauber prinzipiell zwischen fünf
Zahlungsmitteln wählen - Bargeld, EC-Karte, Euroscheck, Kreditkarte und Reisescheck. Grundsätzlich gilt:
Nur so viel Bargeld mitnehmen, wie man für die ersten Ferienstunden braucht. Und die Reisekasse möglichst
vielfältig bestücken - mit einem Mix aus Karten, Schecks und Barem.
"Die EC-Karte ist günstig, komfortabel und wird fast überall akzeptiert.”
Und sie wird immer beliebter: Über 45 Millionen Menschen in Deutschland besitzen EC-Karte und Eurocheques.
Die Plastikkarte war ursprünglich als Garantiekarte für den Scheck gedacht. Heute hat die Karte die Papierversion
fast komplett verdrängt: Per EC-Karte und Geheimzahl können Urlauber an rund 530.000 Geldautomaten weltweit
Geld “ziehen”. Der Service wird seit 1998 nicht nur an 250.000 Automaten in Europa, sondern auch in den USA, Kanada,
Mittel- und Lateinamerika, Afrika, Asien und in Australien angeboten. EC-Karten-Inhaber aus der Bundesrepublik
können weltweit an 4,4 Millionen Hotels, Restaurants, Tankstellen und Geschäften mit dem “Maestro-Logo”
ihre EC-Karte zücken.
SELTENER EUROSCHECK
Den Euroscheck stellen deutsche Urlauber immer seltener aus. Denn Geldautomaten und elektronische Kassen finden
sich in Paris, wie am Plattensee, in unmittelbarer Nähe. 1999 wurden mit 10,8 Millionen Schecks gut vier mal
weniger Papiere als noch vor zehn Jahren unterschrieben.
Wer in der Schweiz und in Österreich per Euroscheck an Bargeld kommen möchte, wird keine Probleme haben.
Wer Italien und Frankreich bereist, muss beachten, dass die Kreditinstitute die Auszahlung von Bargeld gegen Euroschecks
eingeschränkt und in Norwegen und Schweden sogar komplett eingestellt haben.
"Für USA-Urlauber machen Kreditkarten und Reiseschecks Sinn", sagt die Pressesprecherin des Bundesverbandes
Deutscher Banken. Die Kreditkarten von AmericanExpress, Eurocard, Visa & Co. werden immer beliebter. Etwa 17,6
Milliarden Mark geben die Deutschen pro Jahr via Kreditkarte aus. Der Vorteil: Mit Kreditkarten kann man weltweit
sicher zahlen und Bargeld abheben.
Eine Alternative zum Plastikgeld: Travellerschecks. Die Reiseschecks werden von Kreditinstituten in den wichtigsten
Währungen, darunter US-Dollar, D-Mark, Schweizer Franken und Euro angeboten. Beller stuft die Schecks als
sicher ein. Denn bei Einkauf und Einlösen muss sich der Reisende ausweisen und die Schecks unterschreiben.
USA-Reisende wissen, dass das in der Theorie noch stimmen mag - in der Praxis werden Reisechecks dort aber wie
Bargeld entgegengenommen - Kontrollen Fehlanzeige. “D-Mark-Reiseschecks sollten nicht zu lange liegen gelassen
werden, weil sie mit der Einführung des Euro-Bargelds Anfang 2002 ungültig werden”, rät Beller.
BARGELD: NUR NOTGROSCHEN
“Nie mehr als 200 Mark Bargeld mitnehmen.”
TANJA BELLER |
Nicht nur in den USA, auch für Asien, Australien, Afrika und Lateinamerika stellt der BDB die Sicherheits-Rangliste
auf: Kreditkarte, Reisescheck, Landeswährung. Wer vernünftig verreist, so die BDB-Pressesprecherin, nimmt
aber “nie mehr als 200 Mark Bargeld mit.” Als “eiserne Reserve” und für die ersten Urlaubsstunden. “Denn wenn
das Portemonnaie gestohlen wird, ist alles weg.”
Doch egal, wie der Auslands-Urlauber seinen Devisen-Korb bestückt, teurer als in Deutschland wird das Bezahlen
allemal. Denn Wechselstuben und Banken berechnen für ihre Dienste im und mit dem Ausland Umtauschgebühren
und Provisionen.
BANK BESTIMMT EC-KOSTEN
Wieviel das Zahlen mit der EC-Karte kostet, legen die kartenausgebenden Banken fest. Beim Bezahlen im Ausland kommt
rund ein Prozent des Betrags hinzu (mindestens 1,50 Mark bis höchstens 7,50 Mark). Beim Geld-Abheben an ausländischen
Automaten sind jedesmal zwischen fünf und 8,50 Mark fällig, schätzt Beller. Das Abheben lohnt also
bei höheren Beträgen.
Bezahlen mit dem Euroscheck ist fast doppelt so teuer wie die EC-Plastikkarte. Wer beim Stadtbummel im Ausland
den Scheck nutzt, hat erst einmal keine Auslagen. Erst bei der Verrechnung auf dem heimischen Konto wird der Preis
für die Scheckaustellung angerechnet: 1,75 Prozent des Betrags, mindestens aber 2,50 Mark und höchstens
12 Mark.
TEURE KREDITKARTE
In den Vereinigten Staaten sind die "europäischen Zahlungsmittel" wenig hilfreich. Die weltweit
akzeptierte und sichere Kreditkarte aber kann teuer werden: Fünf bis zehn Mark pro Automatenbesuch. Den Nachteil
“Auslandsprovision” sieht Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Banken können ihren
Kunden mehr als ein Prozent der Transaktionssumme in Rechnung stellen. Dabei ist es egal, ob der Urlauber die Karte
am Geldautomaten oder beim Bezahlen einsetzt. Nach Angaben der Zeitschrift “FINANZtest” verzichten innerhalb Europas
unter anderem American Express, Diners Club und die Landesbank Baden-Württemberg auf diese Provision.
Wem Bargeld zu unsicher ist, der setzt auf Reiseschecks. Kreditinstitute verkaufen sie gegen eine Mindestgebühr
von zehn Mark. Einlösen kann man sie fast überall - in der Hotelbar genauso wie im amerikanischen Mall.
“Verliert man den Scheck, wird er zudem schnell ersetzt”, sagt Beller. Das funktioniert jedoch nur, wenn man das
von den Instituten geforderte Belegheft führt und weitere “Hersteller-Auflagen” erfüllt. Im Klartext
heißt das: Reisescheck und Kaufquittung immer getrennt aufbewahren, die Schecks ordnungsgemäß
unterzeichnen und den Verlust sofort melden.
STREITPUNKT UMTAUSCHGEBÜHR
Am häufigsten setzen deutsche Urlauber auf Bargeld. Wie teuer der Bargeld-Tausch wird, hängt vom Kreditinstitut
ab. Die Umtauschkosten für Länder der Euro-Währungsunion schwanken trotz festen Wechselkurses zwischen
zwei und vier Prozent. Unter dem Gesichtspunkt “Währungsrisiko” ist bei diesen Urlaubsländern egal, ob
Bargeld im In- oder Ausland getauscht wird.
“Streitpunkt sind die Umtauschgebühren”, so Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale. “Viele deutsche Kreditinstitute
berechnen hohe Umtauschgebühren von fünf Mark aufwärts. Im Ausland fährt man da oft besser.”
Als Faustregel gilt: Bei schwacher Währung im Urlaub tauschen. Bei Reisen in die USA oder nach Großbritannien
kann auch zu Hause gewechselt werden. Wie bei Reiseschecks gilt: Lieber wenige höhere Beträge als viele
kleine Summen abheben.
“Für Türkeireisende wiederhole ich immer wieder: niemals
Geld in Deutschland tauschen, das ist immer günstiger in der Türkei.”
Karlheinz Klüter |
Wer in den “schönsten Wochen des Jahres” mit der richtigen Reisekasse unterwegs ist, behält
am Urlaubsende nur wenig Dinar, Peseten, Lire oder Franc übrig. Wer dennoch zuviel hat, kann die ausländischen
Noten bei deutschen Landeszentralbanken kostenlos umtauschen. Bei anderen Kreditinstituten ist die Rücknahme
mitunter teuer und schwierig. Wenn deutsche Kreditinstitute bei tunesischem Scheinen abwinken, nicht wundern. Die
Ausfuhr dieses Geldes ist verboten.
Von Nina Behlendorf (ZDF.MSNBC)
zurück nach oben
|
|
|